Wolfgang Hahn-Preis 2014 geht an den Künstler Kerry James Marshall - Präsentation über 20.Jahre Wolfgang Hahn-Preis im Museum Ludwig

hahn preisDer 1955 in Birmingham, Alabama geborene Künstler Kerry James Marshall ist der designierte Wolfgang Hahn-Preisträger 2014.
Er erhält den zwanzigsten Wolfgang Hahn-Preis der Gesellschaft für Moderne Kunst am Museum Ludwig am 12. April 2014 im Museum Ludwig.

Anlässlich des 20. Jubiläums des Preises gelingt gemeinsam mit dem Museum Ludwig die Erwerbung eines Gemäldes von Kerry James Marshall. Zusätzlich wird anlässlich dieses Jubiläums eine Auswahl an Werken der vergangenen Preisträger im Kontext der Sammlung zu sehen sein. Die Nominierung fand unter der Mitwirkung von Dr. Philipp Kaiser, Direktor des Museum Ludwig, und der Gastjurorin Elena Filipovic, Kunstkritikerin und Senior Curator am WIELS Contemporary Art Centre in Brüssel statt. Weitere Jurymitglieder waren die Vorstandsmitglieder der Gesellschaft für Moderne Kunst: Enno Scholma (Vorstandsvorsitzender), Gabriele Bierbaum, Sabine DuMont Schütte, Jörg Engels und Robert Müller-Grünow.

Dr. Philipp Kaiser, Direktor des Museum Ludwig: „Kerry James Marshalls künstlerische Praxis beschäftigt sich mit der Konstruktion von Identität, mit Klischees und Stereotypen und versucht der hegemonialen visuellen Kultur des Westens mit Bestimmtheit entgegenzutreten. Die Stärke seines Werkes liegt darin, dass die Auseinandersetzung mit afro-amerikanischer Repräsentation den Betrachter mit historischen Referenzen konfrontiert, aber gleichzeitig jedes vermeintliche Wissen unterminiert.“

Gastjurorin Elena Filipovic: „Kerry James Marshall ist ebenso sehr ein Maler für die Maler wie er ein scharfsinniger Gesellschaftskritiker ist. Er hat ein kompromissloses Werk geschaffen, das eng mit dem Medium Malerei verbunden ist und darüber hinaus Collage, Bildhauerei, Animation und Video umfasst. Seine Malerei sieht sich nicht nur tief mit der Tradition des Genres verbunden, sondern bezieht sich auch leidenschaftlich auf die Gegenwart – auf deren soziale Ungerechtigkeiten, Rassenbeziehungen, Machtverhältnisse und politische Realitäten. Kennzeichnend für sein Œuvre ist eine Erforschung der afroamerikanischen Kultur. Es ruft dazu auf, das in der Kunstgeschichte so lange ignorierte schwarze Subjekt darzustellen. Die Jury des Wolfgang Hahn-Preises ist stolz darauf, diesen afroamerikanischen Künstler auszeichnen zu dürfen, dessen Werk für eine der engagiertesten Positionen in der zeitgenössischen Malerei steht.“ Enno Scholma, Vorstandsvorsitzender der Gesellschaft für Moderne Kunst: „Wir freuen uns sehr, dem vielschichtigen Werk von Kerry James Marshall den Eingang in die Sammlung des Museum Ludwig zu ermöglichen. Besonders schön finden wir es auch, dass anlässlich des 20. Jubiläums des Wolfgang Hahn-Preises eine Auswahl von Werken aller Preisträger im Museum Ludwig präsentiert werden wird“. Besonderer Dank gilt der Bank Julius Bär, die als Sponsor auch 2014 den Abend der Preisverleihung und den Katalog unterstützt.

Über Kerry James Marshall
Kerry James Marshall widmet sich in seinen großformatigen Gemälden, Skulpturen und Objekten der afro-amerikanischen Identität. In all seinen Werken spielt die Biographie des Künstlers eine entscheidende Rolle: Aufgewachsen in unmittelbarer Nähe zum Sitz der Black Panthers, erlebte er historische Momente der schwarzen Bürgerrechtsbewegung in den 1960er Jahren. Bereits als Kind entschied er sich Künstler zu werden und studierte am Otis Art Institute in Los Angeles. Den Kern seiner Gemälde, die von dem Spannungsfeld zwischen Realismus und Abstraktion geprägt sind, bilden Alltagsszenen. Bei seinen Darstellungen greift Marshall häufig auf die Bildsprache der zeitgenössischen Popkultur zurück. Der jahrhundertelange Rassismus gegenüber der schwarzen Bevölkerung in den USA und seine bis heute spürbaren Konsequenzen werden auf unterschiedlichste Weise in dem Werk des Künstlers thematisiert.

In der Bilderserie The Garden Project (1995) setzt sich Marshall beispielsweise mit Wohnraumkomplexen auseinander, die die US-Regierung in den 60er Jahren für die afro-amerikanischen Bürger aufgebaut hat. Diese Orte, die gemeinhin als gefährlich und heruntergekommen galten, werden hier von einer ganz anderen Seite gezeigt: „Das einzige, wovon wir hören, ist Armut, Missbrauch, Gewalt und Unglück, aber dort existiert ebenso viel Hoffnung, Freude, Vergnügtheit und Spaß“, so Marshall.

Eine aktuelle Werkgruppe bilden beispielsweise die Vignetten. Hier schreibt Marshall die eurozentrierte, westliche Malertradition um, indem er idyllische Szenen einer schwarzen Mittelschicht in der romantischen Bildertradition europäischer Maler darstellt. Marshall fordert so ikonographische Traditionen heraus und evoziert Themen, die bis heute sowohl in der Kunstgeschichte als auch in den kulturellen Institutionen unterrepräsentiert sind. Der Künstler, seit 1999 Ehrendoktor des Otis Art Institute in L.A., war bereits bei der Biennale in Venedig 2003 und an der Documenta X und XII beteiligt und ist in bedeutenden internationalen Museen vertreten, darunter dem Museum of Modern Art in New York und Art Institute of Chicago. In europäischen Museumssammlungen ist er bisher kaum anzutreffen.

Aktuell ist das Werk von Kerry James Marshall in einer umfassenden Einzelausstellung Painting and Other Stuff zu sehen, die sich seinem Werk von seinen Anfängen bis heute widmet. Die Ausstellung ist eine Kooperation des Museum van Hedendaagse Kunst in Antwerpen (M HKA), der Kunsthal Charlottenborg (27.02–04.05.2014) in Copenhagen, anschließend in der der Fundació Antoni Tàpies in Barcelona (10.06–26.10.2014)und des Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía in Madrid (12.06–26.10.2014). In Antwerpen war Painting and Other Stuff vom 4. Oktober 2013 bis 2. Februar 2014 zu sehen.

Preisverleihung: 12. April 2014, 19 Uhr - http://www.museum-ludwig.de/


DER WOLFGANG HAHN-PREIS
Wolfgang Hahn (1924-1987) war Gründungs- und Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Moderne Kunst am Museum Ludwig, er war Gemälde- und Chefrestaurator des Wallraf-Richartz-Museum / Museum Ludwig, und vor allem war er auch Sammler. Er begann in den 1950er Jahren, sich mit der aktuellen Kunst auseinanderzusetzen und eine Sammlung aufzubauen, die er in den 1960er Jahren dann mit Objekten der Künstler der europäischen Fluxus- und Happeningbewegung sowie des Nouveau Réalisme ergänzte. „Die bohrende Frage der sechziger Jahre nach dem Verhältnis von Kunst und Leben hat Hahn sich nicht von aussen gestellt, sondern aus seiner Attitüde zur Kunst heraus selbst entwickelt. Hahn lebte mit Kunst und Künstlern, ohne sich selbst von der bürgerlichen Realität zu entfernen, in der er mit beiden Beinen stand. Kunst wurde nicht zum Objekt herabgewürdigt, sondern als Teil seines Lebens mit ausdauernder Energie erfasst. Die Beschäftigung mit Kunst war das Gegenteil von Ästhetizismus; im eigentlichen Sinne diente sie ihm, der sich mit ihr umgab, als Vehikel der Welterfahrung“, so Siegfried Gohr, Gründungsdirektor des Museum Ludwig, über Wolfgang Hahn im Jahr 1997.

Diese Haltung würdigte die Gesellschaft für Moderne Kunst, als sie 1994 den mit 100.000 DM dotierten Preis für zeitgenössische Kunst nach Wolfgang Hahn benannte. Heute mit einem Etat von maximal 100.000 Euro versehen, sind die Anforderungen des Preises gleich geblieben: Die konsequente Weiterentwicklung des künstlerischen Schaffens des Künstlers oder der Künstlerin, die internationale Anerkennung in der Fachwelt zählen ebenso zu den Anforderungen des Preises wie die Voraussetzung, dass das Werk noch nicht adäquat im Museum Ludwig vertreten, jedoch für die Fortführung der Sammlung wichtig ist.  

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