Äthiopien: Frauen und Mädchen im Tigray-Konflikt entführt und vergewaltigt

amnesty logoIn einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht dokumentiert Amnesty International die weit verbreitete Anwendung sexualisierter Gewalt gegen Frauen und Mädchen durch die äthiopischen Sicherheitskräfte und ihre Verbündeten in Tigray. Diese Verbrechen sind Kriegsverbrechen und mutmaßlich auch Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

BERLIN, 10.08.2021 – Der Bericht „‘I Don't Know If They Realized I Was A Person’: Rape and Other Sexual Violence in the Conflict in Tigray“ zeigt auf, wie Angehörige der äthiopischen Streitkräfte, des eritreischen Militärs, der paramilitärischen Spezialpolizei der Region Amhara und der amharischen Miliz Fano in der Konfliktregion Tigray auf grausame Weise sexualisierte Gewalt an Frauen und Mädchen als Kriegswaffe einsetzen. Frauen und Mädchen wurden Opfer von Vergewaltigungen, Gruppenvergewaltigungen, sexueller Versklavung, Verstümmelung der Genitalien und anderen Formen der Folter.
 
Die Opfer wurden wiederholt gedemütigt, wobei sie häufig diskriminierende Beleidigungen mit ethnischem Bezug und Todesdrohungen erdulden mussten. Mehrere Überlebende gaben an, die Vergewaltiger hätten ihnen gesagt: „Das habt ihr verdient“ und: „Ihr seid widerlich". Frauen wurden vor Familienmitgliedern vergewaltigt, einschließlich Kindern. Einige Frauen waren zum Zeitpunkt der Vergewaltigung schwanger.
 
Franziska Ulm-Düsterhöft, Afrika-Expertin von Amnesty International in Deutschland, sagt: „Das Ausmaß der Gewalt offenbart eine erschreckende Gleichgültigkeit gegenüber menschlichem Leben. Ziel der äthiopischen Streitkräfte und ihrer Verbündeten ist offenbar die gezielte Demütigung und Terrorisierung von Menschen tigrayischer Herkunft und die Zerstörung von Familien und Gemeinden.“
 
Zwischen März und Juni 2021 sprach Amnesty International mit 63 Überlebenden von Vergewaltigung und anderer sexualisierter Gewalt. 15 davon befragte Amnesty International persönlich im Sudan und 48 über sichere Telefonleitungen. Die Menschenrechtsorganisation befragte zudem medizinisches Fachpersonal und humanitär Helfende, die in den Städten Shire und Adigrat sowie in Flüchtlingslagern im Sudan Überlebende behandeln oder unterstützen.
 
Gesundheitseinrichtungen in Tigray registrierten 1.288 Fälle geschlechtsspezifischer Gewalt im Zeitraum von Februar bis April 2021. Das Krankenhaus von Adigrat verzeichnete 376 Vergewaltigungsfälle seit dem Ausbruch des Konflikts bis Juni 2021. Da viele Überlebende keine Gesundheitseinrichtungen aufsuchen, ist davon auszugehen, dass die Dunkelziffer viel höher ist.
 
Die Überlebenden leiden unter erheblichen körperlichen und psychischen Beeinträchtigungen. Viele klagen über anhaltende Blutungen, Rückenschmerzen, Mobilitätsverlust und Fisteln. Einige wurden nach der Vergewaltigung positiv auf HIV getestet. Schlaflosigkeit, Angstzustände und psychische Probleme sind bei Betroffenen und Familienmitgliedern, die Zeug_innen der Gewalt wurden, weit verbreitet.
 
Betroffene und Zeug_innen berichteten Amnesty International, dass sie nur begrenzte oder gar keine psychosoziale und medizinische Unterstützung erhalten hätten, seit sie in den Lagern für Binnenvertriebene in der Stadt Shire in Äthiopien oder in Flüchtlingslagern im Sudan angekommen seien.
 
Medizinische Einrichtungen wurden im Konflikt zerstört. Der Personen- und Warenverkehr bleibt eingeschränkt, was den Zugang zu medizinischer Versorgung behindert. Aufgrund der begrenzten humanitären Hilfe mangelt es den Überlebenden an Nahrungsmitteln, Unterkünften und Kleidung.
 
„Die Bundesregierung und die internationale Gemeinschaft dürfen nicht länger schweigend zusehen. Sie müssen die äthiopische Regierung auffordern, den Krieg gegen die eigene Bevölkerung einzustellen und endlich Expert_innen und humanitären Organisationen vollen Zugang zur Region zu gewähren,“ fordert Ulm-Düsterhöft.

Quelle: www.amnesty.de

Diesen Beitrag teilen, das Unterstützt uns, DANKE !

FacebookVZJappyDeliciousMister WongXingTwitterLinkedInPinterestDiggGoogle Plus

weitere Beiträge

Kunst und Kultur in Köln

17.05.2024 Frau Wu und Andere Im Fort


IMG 20240311 WA0000Am 17. Mai wird in einem Kölner Fort, dem Fort Paul der Südstadt, gelegen im Volksgarten, eine Gruppenausstellung zu sehen sein, deren besonderes Juwel eine chinesische Künstlerin ist, die vorwiegend mit Wasser arbeitet. Gemeint ist Jiaying Wu, au...


weiterlesen...

Geißbock Hennes IX. zu Gast bei


270426 Eröffnung Wiessgarten Maybach Geißbock Hennes IX    Foto P. Brohl honorarfreiKöln, 29. April 2024 – Im Herzen von Köln eröffnete das Maybach den ersten Wiessgarten. Das Areal im Innenhof des Kultlokals gehört zu den größten Biergärten in Köln und ist eine grüne Oase mitten in der Stadt. 

Im Mittelpunkt steht das Wiess, das...


weiterlesen...

Köln-Niehl/Riehl: Gesamtinstandsetzung


stadt Koeln LogoIm Zuge der Gesamtinstandsetzung der Mülheimer Brücke arbeitet die Stadt Köln auf dem Brückenzug oberhalb des Kuhweg im Bereich der linksrheinischen Deichbrücke. Die zusammengeschweißten Brückensegmente des neuen Überbaus werden auf die bereits er...


weiterlesen...

UEFA EURO 2024: Stadt Köln schafft


stadt Koeln LogoBei besonders großem Fanandrang wird ein Bereich am Konrad-Adenauer-Ufer genutzt

Im Sommer erwartet die Stadt Köln zur UEFA EURO 2024 hunderttausende Fußballfans aus Europa in Köln. Unter anderem werden internationale Gäste aus der Schweiz, Ungarn...


weiterlesen...

Sido, Marsimoto oder Burna Boy – Das


summerjam lineup 08082024In weniger als zwei Monaten stehen in Köln wieder die Top-Artists aus den Genres Reggae, Dancehall und Hip Hop auf den Bühnen am Fühlinger See. Das Summerjam Festival 2024 trumpft auf mit dem Afrobeat-Weltstar Burna Boy – vor traumhafter Kulisse u...


weiterlesen...

CircusDanceFestival beste „Junge


koelner kulturpreisStück „Mein Vater war König David“ Kulturereignis des Jahres 2023

Köln, 14. Mai 2024. Das Stück „Mein Vater war König David“, eine Koproduktion vom ANALOG Theater, ORANGERIE Theater im Volksgarten, dem NS-Dokumentationszentrum Köln und der studi...


weiterlesen...
@2022 lebeART / MC-proMedia
toTop