Zahlreiche Tote durch wahllosen Waffeneinsatz im Konflikt um Bergkarabach

amnesty logoIn einem neuen Bericht untersucht Amnesty International Angriffe durch armenische und aserbaidschanische Streitkräfte. Der wiederholte Einsatz von ungenauen und wahllosen Waffen im Konflikt um Bergkarabach, darunter Streubomben und Sprengwaffen mit großflächiger Wirkung in Wohngebieten, verstößt gegen das Völkerrecht. Diese Waffen haben in den jüngsten Auseinandersetzungen zahlreiche Menschen getötet und verletzt sowie Häuser und wichtige Infrastruktur zerstört.

BERLIN, 13.01.2021 – Der neue Bericht von Amnesty International „In the Line of Fire: Civilian casualities from unlawful strikes in the Armenian-Azerbaijani conflict over Nagorno-Karabakh” basiert auf Recherchen vor Ort, bei denen Handlungen beider Konfliktparteien untersucht wurden. Der Bericht beschreibt 17 Angriffe durch armenische und aserbaidschanische Streitkräfte, bei denen rechtswidrig Zivilpersonen getötet wurden. Insgesamt verloren bei dem 44-tägigen Konflikt zwischen Ende September und Anfang November 2020 mindestens 146 Zivilpersonen ihr Leben, darunter auch mehrere Kinder und ältere Menschen.
 
„Mit dem Einsatz dieser ungenauen und tödlichen Waffen in der Nähe ziviler Gebiete haben die armenischen und aserbaidschanischen Streitkräfte gegen das Kriegsrecht verstoßen und Geringschätzung von Menschenleben bewiesen“, sagt Marie Struthers, Expertin für Osteuropa und Zentralasien bei Amnesty International.
 
„Unsere Recherchen ergaben ein Muster an wahllosen und unverhältnismäßigen Angriffen von beiden Seiten, bei denen Zivilpersonen getötet und verletzt sowie zivile Objekte beschädigt wurden. Es gab wiederholt Angriffe auf zivile Wohngebiete weitab der Frontlinien, in deren Nähe es häufig auch keine militärischen Angriffsziele zu geben schien. Zivilpersonen wurden getötet, Familien auseinandergerissen und unzählige Häuser zerstört, weil alle Konfliktparteien ungenaue Waffen auf Dörfer und Städte gerichtet haben“, so Struthers.
 
Amnesty International dokumentierte acht Angriffe durch armenische Streitkräfte auf Dörfer und Städte in Aserbaidschan, bei denen insgesamt 72 Zivilpersonen ums Leben kamen. Beispielsweise wurden in der Stadt Ganja am 17. Oktober 2020 beim Einschlag einer ballistischen SCUD-B-Rakete 21 Zivilpersonen getötet und mehr als 50 verletzt.
 
Amnesty International dokumentierte neun Angriffe durch aserbaidschanische Streitkräfte in der Region Bergkarabach und einen in Armenien, bei denen insgesamt elf Zivilpersonen ums Leben kamen. Örtlichen De-facto-Behörden zufolge wurden bei dem Konflikt mindestens 53 Angehörige der armenischen Zivilbevölkerung getötet. Ein besonders häufiges Angriffsziel war Stepanakert, die wichtigste Stadt der Region. Sie wurde zuweilen mehrmals täglich beschossen.
 
„Die armenischen und aserbaidschanischen Behörden müssen sofort unparteiische Untersuchungen zum unerbittlichen und oft rücksichtslosen Einsatz schwerer Sprengstoffwaffen durch ihre Streitkräfte in zivilen Wohngebieten einleiten. Vor dem Hintergrund der derzeitigen Ausarbeitung von Sicherheitsvereinbarungen durch die armenische und die aserbaidschanische Führung ist es wichtig, dass die Verantwortlichen für diese Übergriffe schnell zur Rechenschaft gezogen werden und die Opfer eine Entschädigung erhalten“, sagt Struthers.
 
Hintergrund
 
Nach dem Drei-Parteien-Abkommen vom 10. November 2020, das dem Konflikt ein Ende setzte, hat Amnesty International Ende November und Anfang Dezember 2020 Dutzende Schauplätze von Angriffen in Aserbaidschan und Armenien besucht. Dort befragte Amnesty 79 Überlebende, Augenzeuginnen und Augenzeugen sowie Angehörige von Zivilpersonen, die bei den Angriffen ums Leben kamen, außerdem Angehörige ziviler und militärischer Behörden, NGO-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter sowie Journalistinnen und Journalisten. Das Krisenteam von Amnesty International analysierte Trümmer der bei den Angriffen verwendeten Munition und untersuchte Videos, Fotos und Satellitenbilder, die während des Konflikts gemacht wurden.
 
Armenische Streitkräfte setzten ungenaue ballistische Raketen, ungelenkte Mehrfachraketenwerfer und Artillerie ein. Auch die aserbaidschanischen Streitkräfte nutzten ungelenkte Artilleriewaffen und Mehrfachraketenwerfer. Auf beiden Seiten wurden die wahllosen Angriffe auf zivile Gebiete und der Einsatz von Streubomben von offizieller Seite geleugnet – trotz eindeutiger Beweise, die dies belegen.

Quelle: www.amnesty.de

Diesen Beitrag teilen, das Unterstützt uns, DANKE !

FacebookVZJappyDeliciousMister WongXingTwitterLinkedInPinterestDiggGoogle Plus

weitere Beiträge

Musik / Film

DEEP PURPLE kündigt neues Album an


Deep Purple CoverEine der größten Rockbands aller Zeiten veröffentlicht am 19. Juli neues Album „=1“ bei earMUSIC. ‘It all adds up to 1’

Hamburg, 24. April 2024  Deep Purple, eine der größten und einflussreichsten Rockbands aller Zeiten, veröffentlicht am 19. Juli...


weiterlesen...

20 Jahre Sherlock Holmes-Hörspiele bei


scherlock Holmes Gluecksstern PRDas Team von Titania Medien kommt in letzter Zeit gar nicht mehr aus dem Feiern 'raus! Zelebrierte das mehrfach preisgekrönte Hörspiellabel letztes Jahr bereits sein 20. Firmenjubiläum, so gibt es 2024 sogar doppelt Anlass, die Korken knallen zu l...


weiterlesen...

17.05.2024 Frau Wu und Andere Im Fort


IMG 20240311 WA0000Am 17. Mai wird in einem Kölner Fort, dem Fort Paul der Südstadt, gelegen im Volksgarten, eine Gruppenausstellung zu sehen sein, deren besonderes Juwel eine chinesische Künstlerin ist, die vorwiegend mit Wasser arbeitet. Gemeint ist Jiaying Wu, au...


weiterlesen...

Möglicher Kampfmittelfund in Riehl -


stadt Koeln LogoIm Rahmen geplanter Baumaßnahmen im Umfeld des städtischen Seniorenzentrums Köln-Riehl hat der Kampfmittelbeseitigungsdienst der Bezirksregierung Düsseldorf einen Verdachtspunkt entdeckt. Um festzustellen, ob es sich tatsächlich um einen Bombenbli...


weiterlesen...

AUF IN DIE WELT-Messe zeigt:


gap yearAUF IN DIE WELT-Messe in Köln am 20.04.2024: Viel Interesse an Schüleraustausch und Gap Year – nächste Messe in Köln am 15.06.2024

Der Andrang der jungen Leute und ihrer Familien auf der Messe in Köln zeigte: Junge Leute wollen ins Ausland. Das be...


weiterlesen...

Europäisches Parlament stimmt für


Umweltinstitut LogoMünchen/Straßburg, 24. April. Mit 560 zu 43 Stimmen hat das Europäische Parlament am Mittwoch in Straßburg für den Austritt aus dem Energiecharta-Vertrag (ECT) gestimmt. Das Umweltinstitut München bezeichnet diesen Schritt als einen wichtigen Meil...


weiterlesen...
@2022 lebeART / MC-proMedia
toTop

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.