EROTIK & AKT in der Gegenwartskunst - Felice Sgarra

Die Graf-Adolf- Galarie  präsentiert in der Zeit vom 20.08.2011 bis zum 03.09.2011 Kunstwerke zum Thema Erotik und Akt. Die Ausstellung ist nur für Besucher ab 18 Jahren geöffnet. Somit werden Arbeiten gezeigt, die in öffentlichen Räumen sonst nicht zu sehen sind.
Wir stellen die 13 teilnehmenden Künstler im Einzelnen vor : 

FELICE SGARRA

 Portrait_Felice_Sgarra1974 in Duisdorf geboren
ab 1995 Fernseh- und Musikredakteur
seit 2009  entdeckte er seine Malleidenschaft wieder und erweckte seine „fel’art“ zum Leben
seit 2010 ehrenamtliche Arbeit in der Jugendprävention bei der Aidshilfe Köln
Durch die erotische Kunst kann Felice Sgarra seinen eigenen erotischen Phantasien freien Lauf lassen. Spannend ist für ihn auch, durch die Auswahl der erotischen Motive mit dem Publikum in Kontakt zu treten, “zu spielen“,  zum Denken anzuregen und gegebenenfalls auch zu provozieren.
Was macht ein sinnlich-erotisches Bild für dich aus?
Für mich zeichnet sich ein sinnlich-erotisches Bild dadurch aus,  dass es meine Phantasie anregt und ästhetisch ist. Das erotische Bild kommuniziert mit mir nonverbal,  und ich beginne mein Kopfkino,  mein eigenes Drehbuch und meine eigenen Dialoge zu schreiben. 
Welchen Stellenwert nimmt die erotische Kunst für dich ein?
Eine ganz lange Zeit spielte Sexualität eine sehr große Rolle in meinem Leben. Gerade in der Schwulenszene ist dieses Thema dauerpräsent, aber auch im Fernsehen und in der Werbung. Durch diese "Overdose" ist die erotische Kunst für mich immer interessanter geworden.
 Durch die erotische Kunst kann ich meine eigene, „stressfreie“ Realität schaffen und meinen erotischen Phantasien freien Lauf lassen,  sogar "Traummänner" ganz unkompliziert in meine Phantasien treten lassen.
Wann hast du dich das erste Mal mit Akt beschäftigt?
Das erste Mal beschäftigte ich mich mit dem Akt, als ich zwecks Studiums 1994 nach Köln zog. Im Rahmen der damaligen Suche nach meiner eigenen sexuellen Identität malte ich einen Frauen- und Männertorso.
Wann entstand bei Dir der Wunsch das Thema „Erotik“ zu vertiefen ?
Seit meiner zeitlich begrenzten Ehrenamtsarbeit in der Jugendprävention der Aidshilfe Köln e.V. wurde bei mir die Lust geweckt, mich mit dem Thema Sexualität und Erotik auf künstlerische Art und Weise intensiver auseinanderzusetzen.
Hat sich Dein Empfinden zur Erotik im Laufe der Zeit verändert?
Ja, und das ist spannend : war früher das stereotype Mann/ Frau Bild ein absolutes Muss -  sozusagen Modellmasse -  so ist meine heutige Definition von Erotik nicht mehr `mainstream`. Egal ob dick oder dünn, behaart oder unbehaart, die Erotik mache ich glücklicherweise nicht mehr an gängige Schönheitsideale und an Äußerlichkeiten fest.
Was reizt dich an dieser Darstellungsform?
Ich mag es, meine eigene Phantasie beim Malen anzuregen. Aber ebenso mag ich es, mit meinem Werk die Phantasie des Betrachters meiner Werke anzuregen.
Möchtest Du mit Deinen Bildern auch provozieren ?
Ich bin mir durchaus bewusst, dass bestimmte erotische Bilder provozieren. Zum einen durch Tabubrüche, zum anderen, weil ich einem breiten Publikum homosexuelle Erotik präsentiere. Die kann schon mal für jemanden, der eine andere Vorstellung von Erotik hat, sich nicht in der Schwulenszene auskennt, durchaus gewöhnungsbedürftig sein. Ich möchte niemanden mit meinen erotischen Bildern bekehren oder überzeugen, aber vielleicht rege ich neue Gedankenprozesse an.
Du möchtest mit Deinen Bildern zu Diskussionen anregen ?
Ich denke, nur über die Auseinandersetzung mit bestimmten Themen, den Diskurs darüber, besteht die Möglichkeit, das Bewusstsein und bestehende Klischees gegenüber sexuellen Gesinnungen und Vorlieben und  anderen damit einhergehenden Tabuthemen ein Stückweit  zu verändern.
Charakterisiere Deinen Stil
Den Grossteil meiner Werke würde ich als  „Gayrotic“  bezeichnen, wobei viele dieser Motive auch sicherlich Anklang bei den Frauen finden dürften.
Wovon lässt Du Dich inspirieren ?
Fotos von Stars aus der Rock- und Popwelt inspirieren mich ebenso wie Fotos von Schauspielern. Einige meiner erotischen Werke sind sogar politisch angehaucht, so wie zum Beispiel mein Bild zum CSD oder mein Bild zur Sexualität von Geistlichen, die jeweils ganz aktuell entstanden.
Möchtest Du mit Deinen Arbeiten politische Statements abgeben ?
Erotische Kunst hat durchaus das Potential, auch politische Statements abzugeben, Tabuthemen aufzugreifen und zu provozieren. Darüber hinaus möchte ich mit meinen Bildern auch zeigen, dass man als homosexueller Mann durchaus in der Lage ist, Frauen erotisch zu finden und diese sogar zu malen. Erotik muss nicht gleich mit sexuellem Begehren einhergehen.
Welche Materialien verwendest Du für Deine Bilder? 
Ich male gerne mit sehr kräftigen Farben auf Papier. Eines der Bilder, das Älteste aus dem Jahre 1994, ist mit Wasserfarbe gemalt. Die neueren sind mit Acrylfarben,  bzw. mit Kugelschreiber und Textmarkern gemalt worden, die diese Bilder Pop-Art-mäßig erscheinen lassen.
Wie steigst Du in den Malprozess ein ?
Wenn ich mit meinem Werk beginne, suche ich mir einen Musiktitel aus, der mich beim Malen in eine bestimmte Stimmung bringt und zum Bildthema passt. Dieser Titel läuft dann unentwegt im Repeat-Modus, bis das Bild fertig gestellt ist.
Arbeitest Du mit Modellen?
Ja. Male ich Menschen nackt -  in der Regel male ich nur Portraits -  so sind mir diese ganz nah, machen sich diese durch ihre Nacktheit verletzlich und öffnen sich mir. Keine Fassade, keine Kleidung, nichts, dass mehr von ihnen ablenkt. Bestimmte eingenommene Posen verraten sehr viel über sie. Hier befindet sich der Stoff für mein Kopfkino.
Was möchtest du mit deinen erotischen Arbeiten ausdrücken?
Für mich sind Erotik und Sex etwas ganz Natürliches. Nackte Körper sind etwas Schönes, unabhängig davon, ob jemand Idealmaße hat oder nicht, ob sein Körper behaart oder unbehaart ist, ob er bestimmte Fetische hat oder fetischfrei ist, etc. Die Frage der Definition von Erotik ist meinem Empfinden nach sehr subjektiv, und ich würde mich freuen, wenn die Betrachter möglichst vorurteilsfrei auf die erotischen Werke zugehen würden.
Gibt es für dich eine klare Grenze zur Pornographie?
Bis vor einigen Jahren hätte ich eine ganz klare Grenze zur Pornographie gezogen. Bis zu diesem Zeitpunkt war Pornographie für mich auch immer äußerst negativ assoziiert, etwas Verbotenes und Ekelhaftes, in der Regel auch sehr Frauenfeindliches.
Was brachte Dich dazu Deine Einstellung zur Pornographie zu ändern ?
Mir fiel  ein sehr stilvoller Bildband mit dem Titel „Forbidden Erotica – The Rotenberg Collection “ in die Hände. Dort waren fast ausschließlich pornographische Bilder zu sehen, die ich allerdings allesamt sehr ästhetisch und durchaus erotisch fand. Fortan wusste ich, dass ich meine bisherige klischeehafte Definition von „Pornographie“ zu überdenken hatte.
Danke für das Gespräch!
Dorothea Weisel

Ausstellungsinformationen: AKT & EROTIK in der Gegenwartskunst

 
galerielogo200
ein Projekt von lebeART e.V.
Graf-Adolf-Str. 18-20
51065 Köln

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