Fünf Jahre Krim-Annexion: Amnesty zieht düstere Menschenrechtsbilanz

amnesty logoSeit einem halben Jahrzehnt gilt auf der ukrainischen Halbinsel russisches Recht: Am Montag (18.03.) jährt sich die Besetzung der Krim zum fünften Mal. Das hat zu schwerwiegenden Verletzungen der Meinungs-, Vereinigungs- und Versammlungsfreiheit geführt. Wer die Annexion kritisiert, riskiert jahrzehntelange Lagerhaft am Polarkreis.

BERLIN, 15.03.2019 – Die russische Justiz verfolgt Kritiker der Annexion wegen angeblicher terroristischer Aktivitäten und Extremismus und verurteilt sie zu teils drakonischen Haftstrafen. Drastische Einschränkungen der Versammlungs-, Vereinigungs- und Meinungsfreiheit sowie der Freiheit der Medien begannen mit der russischen Besetzung der Krim vor fünf Jahren und dauern seitdem an.

„Nicht nur wer sich gegen die Annexion der Krim wendet, wird von den russischen Behörden mit den Vorwürfen terroristischer Aktivitäten oder wegen Extremismus verfolgt“, sagt Peter Franck, Russland-Experte bei Amnesty International in Deutschland. „Von Repressalien betroffen sind auch Menschenrechtler, Rechtsanwälte und Journalisten, die sich für Verfolgte einsetzen oder deren Schicksale öffentlich machen. Mit der Annexion exportierte Russland auch seine unbestimmten Strafrechtsbestimmungen über Terrorismus und Extremismus sowie weitere Gesetze, die unabhängiges zivilgesellschaftliches Engagement beschränken. Sie dienen den De Facto-Behörden als wirkungsvolle Instrumente zur Unterdrückung jeglicher Kritik.“

Exemplarisch verweist Franck auf das Schicksal des ukrainischen Regisseurs Oleg Sentsov, der von einem russischen Militärgericht wegen angeblicher „terroristischer Aktivitäten“ zu einer 20-jährigen Haftstrafe verurteilt wurde. Er engagierte sich bei der Bewegung des AutoMaidan, die vor der Annexion versucht hatte, die Versorgung ukrainischer Truppen auf der Krim sicherzustellen, nachdem sie durch prorussische und russische Einheiten blockiert worden waren. Der 41-Jährige muss seine Haftzeit in einer russischen Strafkolonie im westsibirischen Labytnangi am Polarkreis verbringen.
„Die internationale Öffentlichkeit ist aufgefordert, die nunmehr seit fünf Jahren auf der Krim bestehende Lage nicht hinzunehmen und sich an die Seite derjenigen zu stellen, die es trotz der damit verbundenden persönlichen Risiken auf sich nehmen, Menschenrechtsverletzungen auf der Halbinsel zu dokumentieren“, sagt Franck. Er appelliert an die Bundesregierung, sich weiterhin für die Opfer von Menschenrechts-verletzungen auf der Krim zu engagieren.

Hintergrund: Oleg Sentsov

Oleg Sentsov hatte in der Ukraine die Bewegung des Maidan unterstützt und war am 10. Mai 2014 in seinem Haus in Simferopol auf der Krim verhaftet worden. Anschließend wurde er nach Russland gebracht und dort von einem Militärgericht wegen angeblicher terroristischer Aktivitäten zu einer Freiheitsstrafe von 20 Jahren verurteilt. Amnesty International hatte das Verfahren in mehrerer Hinsicht als unfair eingestuft. So stützte sich das Urteil auf die Aussage eines Zeugen, der seine Angaben widerrufen und angegeben hatte, sie seien unter Folter erzwungen worden. Diesen Vorwürfen ist nie ausreichend nachgegangen worden.

Amnesty International setzt sich für die Freilassung von Oleg Sentsov ein, da ihm plausibel keine Straftaten zur Last gelegt werden können. Vom 14. Mai 2018 an trat Oleg Sentsov monatelang in einen Hungerstreik. Damit wollte er auf die Lage von mehr als 60 ukrainischen Gefangenen in russischer Haft aufmerksam machen und ihre Freilassung erreichen.

Amnesty International sieht Oleg Sentsov genauso als gewaltlosen politischen Gefangenen an wie Emir-Usein Kuku. Kuku ist Krimtatar und Menschenrechtler und steht derzeit in Russland wegen „Mitgliedschaft in einer Terrororganisation“ vor Gericht. Im Falle einer Verurteilung drohen ihm 25 Jahre Haft. Für beide Gefangenen fordert Amnesty International die sofortige und bedingungslose Freilassung.

Quelle: www.amnesty.de

Diesen Beitrag teilen, das Unterstützt uns, DANKE !

FacebookVZJappyDeliciousMister WongXingTwitterLinkedInPinterestDiggGoogle Plus

weitere Beiträge

Nachrichten und Doku in Köln

222 Jahre Hänneschen-Theater


Ausstellung Hänneschen Puppen in der Kassenhalle der Kreissparkasse Köln Foto KSKAusstellung vom 22. April bis 17. Mai 2024 in der Kassenhalle der Kreissparkasse Köln am Neumarkt

Köln, den 18. April 2024 Das Hänneschen-Theater begeht in diesem Jahr seinen 222. Geburtstag und möchte dieses besondere kölsche Jubiläum mit möglich...


weiterlesen...

VCD kritisiert den Testlauf mit


VCDKöln, den 12. April 2024 Mit Verwunderung wird am kommenden Sonntagnachmittag der Verkehrsclub Deutschland (VCD) Regionalverband Köln das Spektakel auf der Ost-West-Achse verfolgen, wo ein umstrittener politischer Beschluss umgesetzt werden soll, ...


weiterlesen...

27.04. - 10.11.2024 Chargesheimer


Chargesheimer Schildergasse Köln vor 1957Am 19. Mai 2024 wäre der Kölner Fotograf Chargesheimer (1924–1971), eigentlich Karl Heinz Hargesheimer, einhundert Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass zeigt das Museum Ludwig im Fotoraum eine Auswahl von rund fünfzig seiner Werke. Chargesheimer ...


weiterlesen...

Stadtbahnanbindung Mülheimer Süden


69 grafik stadtbahnanbindung mülheim südErweiterter Planungsbeschluss für die neue Trasse im Mülheimer Süden

Der Mülheimer Süden soll zwischen Messekreisel und Bergischer Ring über die Deutz-Mülheimer Straße und die Danzierstraße an das Stadtbahnnetz angebunden werden. Die Verwaltung le...


weiterlesen...

20 Jahre Sherlock Holmes-Hörspiele bei


scherlock Holmes Gluecksstern PRDas Team von Titania Medien kommt in letzter Zeit gar nicht mehr aus dem Feiern 'raus! Zelebrierte das mehrfach preisgekrönte Hörspiellabel letztes Jahr bereits sein 20. Firmenjubiläum, so gibt es 2024 sogar doppelt Anlass, die Korken knallen zu l...


weiterlesen...

Europäisches Parlament stimmt für


Umweltinstitut LogoMünchen/Straßburg, 24. April. Mit 560 zu 43 Stimmen hat das Europäische Parlament am Mittwoch in Straßburg für den Austritt aus dem Energiecharta-Vertrag (ECT) gestimmt. Das Umweltinstitut München bezeichnet diesen Schritt als einen wichtigen Meil...


weiterlesen...
@2022 lebeART / MC-proMedia
toTop

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.