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Demonstration gegen Freisetzungsversuch mit Gen-Impfstoff für Pferde

umweltbundGrabow-Heidehof, 25. März 2013 – Heute um 11 Uhr demonstrierten Gentechnik-Gegner in Grabow, Mecklenburg-Vorpommern, vor dem Lewitz-Gestüt gegen einen Freisetzungsversuch mit einem gentechnisch veränderten, bakteriellen Lebend-Impfstoff an Pferden.   Dabei sollen Fohlen mit einem gentechnisch erzeugten Impfstoff gegen die Eitrige Lungenentzündung, Rhodococcus equi, behandelt werden. Gemeinsam mit dem Umweltinstitut München und dem BUND demonstrierten die Menschen vor Ort gegen diesen Gentechnik-Versuch.

Durch die Freisetzung werden nicht zugelassene Gen-Bakterien unkontrolliert in die Umwelt entlassen und gefährden die Gesundheit von Menschen und Tieren. Selbst der Hersteller kann nicht ausschließen, dass der manipulierte Impfstoff Krankheiten beim Menschen verursacht.

Frau Rosemarie Roeschke, betroffene Bürgerin aus Grabow-Heidehof, klagte in Sommer letzten Jahres gegen das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL). Sie beantragte, die erteilte Genehmigung zur Freisetzung des gentechnisch veränderten Lebend-Impfstoffes aufzuheben: „Wir wohnen 50 Meter von dem halboffenen Versuchsstall entfernt. Wir sind also direkt gesundheitlich betroffen und lehnen diesen Freisetzungsversuch deshalb ab.“

Dr. Burkhard Roloff, Gentechnikexperte beim BUND, erklärt: „Der heute begonnene Freisetzungsversuch mit einem Impfstoff aus lebenden, gentechnisch veränderten Bakterien an Fohlen gefährdet sowohl die Pferde im Gestüt und in der näheren Umgebung, als auch die Menschen vor Ort und die Wildtiere der Region. Mit Hilfe des Impfstoffes sollen im größten Gestüt Deutschlands nicht artgerechte, industrielle Haltungsbedingungen optimiert werden. Es ist hinreichend bekannt, dass Rhodococcus equi nur durch die Verbesserung der hygienischen Haltungsbedingungen und eine geringere Anzahl der Tiere je Stall verhindert wird. Nach Aussage des Gestütsleiters kommt die Lungenentzündung Rhodococcus equi im Gestüt Lewitz zudem gar nicht vor. Es sieht so aus, als ob das Lewitzgestüt mit einem dreijährigen Freisetzungsversuch viel Geld verdient – auf Kosten der Menschen und Tiere am Versuchsstandort.“

Anja Sobczak, Gentechnik-Referentin beim Umweltinstitut München, fordert: „Die heute begonnene Freisetzung des Gen-Lebend-Impfstoffs für Pferde muss sofort gestoppt werden. Eine neutrale Risikoabschätzung ist nicht erfolgt. Das Gestüt wird den Anforderungen zum Schutz der Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt nicht gerecht. Das Ministerium für Arbeit, Gleichstellung und Soziales in Mecklenburg-Vorpommern hat erklärt, dass das vorgesehene Gebäude gar nicht die Anforderungen für gentechnische Arbeiten dieser Art erfüllt. Darüber hinaus würden in dem Gestüt seit mehreren Jahren gegen gesetzliche Vorschriften zur technischen Sicherheit und zum Arbeitsschutz verstoßen. Das sind unhaltbare Zustände für ein so gefährliches Experiment. Im Sinne des Vorsorgeprinzips unterstützt das Umweltinstitut München die Bürgerinnen und Bürger von Grabow in ihrem Kampf gegen die Freisetzung."

Bis zum 21.02.2012 sind insgesamt 437 Einwendungen gegen den geplanten Impfversuch mit genmanipulierten Bakterien im Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit eingegangen, 353 davon wurden im Bürgerbüro Grabow abgegeben. Darüber hinaus haben im Rahmen einer Aktion des Umweltinstitut München e.V. fast 30.000 Menschen Protestmails an die zuständigen Ministerien versandt.

Am 06.06.2012 erteilte das BVL die Genehmigung (Az: 6786-01-0213) Am 26.06 2012 reichte Frau Rosemarie Roeschke Klage gegen die Genehmigung ein Am 05.11.2012 erging die Ausnahmegenehmigung des Tierseuchengesetzes zur Anwendung eines noch nicht zugelassenen Impfstoffes durch das Land MV Am 26.11.2012 beantragte das BVL, die Klage abzuweisen Ende März 2013 Replik zur Klageerwiderung (im Auftrag)

Rückfragen an:

Anja Sobczak Umweltinstitut München e.V.
Referentin für Landwirtschaft
as@umweltinstitut.org
Tel. 089/ 30 77 49 – 14

Dr. Burkhard Roloff BUND

Gentechnikexperte
Tel.: 0385/ 521 339 13 und 0176/ 251 90 600
Informationen über das Umweltinstitut München finden Sie unter: http://www.umweltinstitut.org/