"Spur des Menschen" – Interview mit dem Künstler Andreas Reuther
Kunstausstellung von Andreas Reuther und David Uessem in der Galerie-Graf-Adolf
Ausstellung: 11.09.2010 - 09.10.2010
Vernissage: 11.09.2010 ab 18.00 Uhr
Immer wieder stößt die von den Menschen gewollte Ordnung auf ein natürliches Chaos. Dabei entsteht ein Spannungsfeld, das neue Kräfte möglich macht.
Dies ist das Grundthema von Andreas Reuthers Gemälden in Öl. Der Mensch und der Kosmos ist das Thema seiner Federzeichnungen. Der Künstler wird seine Werke im Rahmen der Kunstausstellung "Spur des Menschen" in der Galerie-Graf-Adolf präsentieren. Gemeinsam mit David Uessem, der Gemälde von großformatigen Gesichtern zeigen wird, wird die Kunstausstellung im September 2010 zu sehen sein. Wir haben mit dem in Bonn lebenden Künstler gesprochen.
Bitte schildere kurz Deinen künstlerischen Werdegang!
Ich habe angefangen mit einer grundsoliden Ausbildung. Vor dem Studium habe ich 2 ½ Jahre eine Lehre als Schriftsetzer und Drucker gemacht. Danach habe ich 10 Semester Kunst und Grafik an der Kunsthochschule in Kassel studiert und habe dort meinen Abschluss gemacht. Ich war dann insgesamt 5 Semester Meisterschüler an der Stuttgarter Staatlichen
Kunstakademie und habe dort einen 2. Abschluss gemacht. Seitdem bin ich freiberuflicher Künstler.
Inwiefern hat das Studium der Grafik Deine Arbeit beeinflusst?
Insofern, als dass ich gelernt habe, großen Wert auf Detailgenauigkeit zu legen .Was mir große Freude macht: allein schon durch die handwerkliche Präzision in der Lage sein zu können, eine Geschichte zu erzählen.
In Deinen Federzeichnungen setzt Du Dich mit der Entstehung des Universums auseinander. Was fasziniert Dich an diesem Thema?
Seit 20 Jahren ist die Astronomie ein Interessengebiet von mir. Ich habe astronomische Geräte zuhause stehen, ich bin selber auch Sternengucker. Insofern hat sich das irgendwann angeboten, dass ich gedacht habe, das könnte ich thematisieren. Das Thema an sich ist genauso unerschöpflich wie der Kosmos selbst. Man hat eine Fülle von Themenbereichen, die sich einem erschließen.
Sind es die wissenschaftlichen Theorien, die dich interessieren oder die philosophischen Fragen?
Es sind v.a. die philosophischen Themen, die mich reizen, zum Beispiel die Konstellation Mensch – Kosmos.
Auf vielen Deiner Bilder ist der Mensch sehr klein dargestellt. Welche Rolle spielt er Deiner Meinung nach im Kosmos?
Der Kosmos ist überdimensional groß, der Mensch im Vergleich dazu winzig klein.
Ich will – auf eine ironische Weise - ganz bewusst den Menschen auf den Boden zurückholen und ihm sagen: es gibt auch Wichtigeres als dich.
Was sind die Themen Deiner Gemälde?
Das Thema meiner Arbeiten, die ich auch in der Galerie-Graf-Adolf ausstellen möchte, sind die „Innen- Stilleben.“
Es begann alles mit der Grundidee des Tisches. Der Tisch ist das zentrale Motiv. Wir brauchen den Tisch als Grundlage unserer Arbeit, auch als Grundlage für unser planerisches Denken. Der Mensch plant, der Mensch hat ein Ziel, er organisiert sich über seine Arbeit. Ich kam dazu, diese Idee in Stillleben auszuarbeiten, und siehe da: so gut und absichtsvoll die Organisation am Anfang ist, es mündet auch in ein mehr oder weniger lustiges Chaos.
In Deinen Gemälden sind immer wieder eine Kugel, ein Buch oder der Kölner Dom zu sehen. Welche Bedeutung haben diese Elemente?
Diese drei Elemente beeinflussen unser Handeln und Denken in vielerlei Hinsicht im Alltag: Das Buch steht für das Wissen, der Kölner Dom für den Glauben. Die Kugel ist das ruhende Motiv in der Mitte, denn die Kugel ist das Symbol für die Harmonie. Um die Harmonie dreht sich alles, was wir Menschen versuchen zu organisieren. Dass das Ganze manchmal in eine Desorganisation mündet, ist von uns nicht beabsichtigt, aber es liegt in der Natur der Sache.
Welche Farben verwendest Du für Deine Gemälde?
Es sind Ölfarben, dabei bevorzuge ich die dunkleren, die Rembrandt-Töne der klassischen Malweise. Durch die Verwendung von eher gelblichen oder bräunlichen Tönen habe ich die
Möglichkeit, die Dunkelheit auf der einen Seite zu betonen und auf der anderen Seite das Licht umso mehr hervorzuheben. Dadurch entsteht räumliche Tiefe.
Es geht Dir um die Gegensätze zwischen Hell und Dunkel?
Ja! Wenn ich alles immer nur in hellen, schönen Tönen malen würde, hätte ich ja gar nicht die Möglichkeit den Schatten und die Dunkelheit auszuarbeiten.
Woher kommt Deine Inspiration?
Aus mir selbst heraus. Meistens beim Autofahren oder Fahrradfahren habe ich plötzlich ein Bildmotiv, das mir dann auf einer inneren Projektionsleinwand im Kopf erscheint.
Das versuche ich dann auszuarbeiten. Ich lasse mich nicht inspirieren durch bereits Vorhandenes oder durch bereits Gesehenes, sondern ich verlasse mich ganz auf meine innere Stimme, auf meine Intuition. Ich warte also auf den sogenannten Geistesblitz.
In welche Richtung möchtest du weitergehen?
Auf jeden Fall werde ich meiner Technik so wie die letzten 25 Jahre treu bleiben. Ich möchte nur ein wenig weg von den thematisch gebundenen Arbeiten und ein wenig mehr in Richtung experimentelle Zeichnung und Abstraktion.
Mal sehen ob sich ein neuer Schatz findet, aus dem ich dann Ideen schöpfen kann.
Vielen Dank für das Gespräch!
Dorothea Weisel
Interview in PDF: Spur des Menschen - Interview mit Andreas Reuther
Ausstellungsinformationen: Spur des Menschen - Kunstausstellung von David Uessem und Andreas Reuther
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