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Norman Foster ist nicht schuld

vcd1Köln, 17. September 2015. Der Ärger ist groß bei den Kölner KVB-Fahrgästen: Die von Norman Foster entworfenen Unterstände wurden an bisher 25 Haltestellen ohne Sitzbänke montiert.
Dem Unmut der Fahrgäste hielt die KVB die Straßenbahn-Bau-und-Betriebsordnung entgegen. Diese schreibt eine freie Durchgangsbreite von 1,50m auf dem Bahnsteig vor. Daher ist auf den Haltestellen schlicht zu wenig Platz, um Bänke einzubauen.

Der Hinweis auf die korrekte Umsetzung der Verordnung verstellt allerdings den Blick auf das wahre Platzproblem. Es ist wie beim Geld, das man nicht mehr hat: Das Geld ist nicht weg, es hat jetzt nur ein anderer.

Der Platz, der zum Einbau von Sitzbänken fehlt, ist keinesfalls nicht vorhanden, es hat ihn jetzt nur ein anderer: Der motorisierte Indivualverkehr in Form von überbreiten Fahrspuren und von einer komfortablen Anzahl von zum Teil drei Fahrspuren. Exemplarisch die Situation auf der Aachener Straße: Über 10m Fahrbahnbreite, Fahrspuren mit üppigen 3,40m Breite - ein Relikt aus der Zeit, als man die Aachener Straße im Zuge der autogerechten Stadtplanung als Ein- und Ausfallstraße ausgebaut hatte.

Dagegen haben auf der wichtigsten Ost-West-Achse mehrere Haltestellen nur Mindestbreiten. Platz für Bänke gibt es nicht. Es fehlen nicht nur die Bänke, die Bahnsteige sind auch für die am höchsten belastete Kölner Linie für den hohen Fahrgastwechsel zu schmal.

Exemplarisch die Haltestelle Maarweg: Auf der Minimalbreite quetschen sich die Fahrgäste der KVB zusammen, daneben über 10m Fahrbahn mit Fahr-und Haltespuren von 3,40m Breite.

vcd2An der Haltestelle Clarenbachstraße ist neben den breiten Fahrspuren (3,40m) auch noch ein Haltestreifen mit üppiger Breite markiert - zusätzlich zu den Parkbuchten zwischen den Bäumen.

Wie kann die Lösung aussehen?
Die KVB fährt auf der Ost-West-Achse der Linie 1 am Rande der Streckenkapazität. Eine Taktver-dichtung ist wegen der einschwenkenden Linien 7 und 9 kaum möglich. Daher favorisiert die KVB eine Verlängerung der Züge. Das erfordert eine Verlängerung der Haltestellen.

Es bietet sich an, diese beiden Problem in einem Zug zu lösen: Verlängerung und Verbreiterung der Haltestellen. Würde man die Spurbreite der KFZ-Spuren vermindern - mit Schwerpunkt auf den äußeren Haltespuren, ließe sich rund ein Meter auf jeder Richtungsseite gewinnen, den man den Haltestellen zuschlagen könnte. Mit einer Breite von dann 2,50m ließen sich sowohl der Fahrgastwechsel komfortabel und vor allem sicher gestalten wie auch Sitzbänke montieren.
Da es sich um Niederflurbahnsteige handelt, dürften die Umbaukosten deutlich unter den Kosten für Hochbahnsteige bleiben.

Quelle Text/Fotos: ©Verkehrsclub Deutschland (VCD) Regionalverband Köln e.V., www.vcd-koeln.de